Der Begriff Weihrauch ist eine Ableitung von dem althochdeutschen wîhrouch und bedeutet so viel wie „heiliges Räucherwerk“. Gemeint sind Harze und verschiedene Pflanzenarten (z.B. Weihrauchbaum und -pflanze), die zum Räuchern gewonnen werden, aber auch das Räuchern an sich.
Weihrauch-Harz ist ein körniges getrocknetes Harz, welches bereits von den alten Ägyptern für kultische Zwecke eingesetzt wurde. So wurde es z.B. bei der Mumifizierung verwendet und vor allem höher gestellter Personen nutzen Weihrauch als aromatisches, desinfizierendes und entzündungshemmendes Räucher- und Heilmittel.
Die Weihrauch-Harze entwickeln beim Verglühen einen duftenden Rauch, der auch heute noch in verschiedenen Religionen für unterschiedliche Zeremonien und kultischen Handlungen verwendet wird. Die Verwendung von Weihrauch im Christentum ist den Kult der Israeliten zurückzuführen, in deren Tempeln häufig Weihrauch verbrannt wurde.
Heute wird in der katholischen Kirche Weihrauch vor allem in der Messe und im Stundengebet verwendet. Aber auch bei Prozessionen und Andachten wird geräuchert. Es werden die christlichen Symbole, die eucharistischen Gaben und die Gläubigen beräuchert. Der Weihraucht ist ein Symbol für die Reinigung, die Verehrung und das Gebet. In der katholischen Liturgie soll der Gottesdienst ein Gottesdienst für alle Sinn sein, also auch für den Geruchssinn. Weihrauch gilt als ein Zeichen von Gottes Gegenwart. Übrigens, erst seit 1970 kann Weihrauch wieder in allen Gottesdiensten verwendet werden. Bis dahin war der Weihrauch nur für besondere Festlichkeiten bestimmt.
Auch in der orthodoxen Kirche und auch bei asiatischen Religionen ist das Räuchern weit verbreitet. In der orthodoxen und orientalischen Liturgie beispielsweise wird Weihrauch als Duft des Himmels verwendet. So ist nach alter orientalischer Vorstellung eine Gottesbegegnung mit einem Dufterlebnis verknüpft.
In der evangelischen Kirche dagegen wird Weihrauch nicht oder nur selten verwendet. Da es in den reformierten Kirchen von Anfang an als „Schmuck“ abgelehnt wurde.
In den meisten Fällen werden Mischungen aus verschiedenen Räuchermitteln verwendet, wie z.B. Benzoe, Myrrhe, Zistrose oder Lorbeer und variieren je nach Religion und Kultur.
Ein anderer Aspekt ist das Räuchern als Heilmittel. In früheren Zeiten waren Heilkunde und Religion eng miteinander verknüpft. So finden sich erste Hinweise auf das Räuchern bereits in etwa 3500 Jahre alten Schriften aus dem alten Ägypten. Die Ägypter nutzten Weihrauch sowohl für einen guten Geruch als auch für Salben und andere medizinische Zwecke.
Etwa 500 Jahr später entstanden verschiedene Handelswege die das Harz aus Afrika und Indien in dem damaligen Mesopotamien „verbreiteten“. So verwendeten später auch griechisch-römische Ärzte Weihrauch zur Wundheilung und –reinigung und bei div. anderen medizinischen Problemen.
Das Verbrennen von Kräutern, Harzen und Wurzeln in kleinen Mengen ist seit vorchristlicher Zeit in Europa bekannt. Allerdings war im Alpenraum das Räuchern nicht nur eine hygienische Maßnahme. So sollte vor allem im langen Winter mit dem Rauch die Unterweltgöttin Percht gebannt werden, die dem Volksglauben nach in den zwölf Rau(ch)nächten zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar übers Land ritt. Zum Jahreswechsel wurde dann jeder Raum beräuchert, um das neue Jahr zu begrüßen und der neuen Zeit „Raum“ zu geben. Also in erster Linie ein Zeremoniell, um eine gute Atmosphäre im Haus zu schaffen.
Obwohl über die Wirkmechanismen des Weihrauchs nichts bekannt war, führten praktische Erfolge auch im Mittelalter dazu, dass dieser weiter medizinisch eingesetzt wurde. Erst als andere, neue Arzneien entwickelt wurden, geriet Weihrauch als Heilmittel in Vergessenheit, ebenso die verschiedenen zeremoniellen Räuchertraditionen. Heute wird in der Naturheilkunde wieder Weihrauch eingesetzt – moderne Labormethoden haben die Heilwirkung von Weihrauch belegt. Und auch Traditionen wie das Hausräuchern werden wieder belebt.